Methode ''Das Schlüsselspiel''
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Planspiel |
Aufgabe: Die SpielerInnen sollen gemeinsam diskutieren und nach Lösungen für ihr Problem suchen. Dafür müssen sie einander gut zuhören, um die ganze Wahrheit zu entdecken, die Sorgen und Ängste der anderen zu verstehen und eine gemeinsame Lösung zu finden.
Ziel des Spiels ist es, eine sachliche Klärung und Bereinigung von Schuld einzuüben und damit einen sinnvollen und heilsamen Weg zu beschreiten. Ausgangspunkt sind folgende Überlegungen: Wenn schuldhaft gestörte Beziehungen in Ordnung kommen sollen, genügt es nicht, dass die Beteiligten einfach nachgeben und auf ihre berechtigten Bedürfnisse verzichten. Dadurch werden Spannungen nicht aufgearbeitet, sondern verdeckt, besonders dann, wenn dieses Nachgeben aus Schwäche geschieht und diese Schwäche als christliche Tugend ausgegeben wird. Ein wichtiges Ziel ist es auch, dass die Gruppe das gegenseitige Vertrauen wieder herstellt und sich erst zufrieden gibt, wenn das erreicht ist. JedeR SpielerIn muss also die Möhlichkeit haben, die Lösung so lange aufzuhalten, bis er/sie allen anderen vertrauen kann und nicht mehr befürchten muss, trotz aller Vereinbarungen dann doch angeschmiert zu werden. Als symbolisches Mittel für diese Ziele dient im Spiel der Schlüssel, der von den MitspielerInnen erst dann hergegeben werden soll, wenn sie mit der Lösung zufrieden sind.
Ablauf: JedeR SpielerIn bekommt eine Rollenbeschreibung (insgesamt 5) und liest sie durch. Für die Reflexion kann es interessant sein, wenn ein paar SpielerInnen das Geschehen beobachten. Wenn alle sich in ihre Rollen eingelesen haben, setzen sie sich nebeneinander auf und zwar in folgender Reihenfolge: Heidi - Fr. Klamm - Peter - Hr. Klamm - Harald Sie stellen sich vor jeweils in einer Einzelzelle zu sitzen, durch die sie einander zwar sehen und miteinander reden können, jedeR kann auch seinem/seiner direkten NachbarIn einen Gegenstand durchs Gitter reichen, aber es ist doch jedeR für sich eingesperrt. Jeder von ihnen erhält den Schlüssel zu einer anderen Zelle nach folgendem Schema:
Die SpielerInnen können sich also befreien, indem sie die Schlüssel von Zelle zu Zelle weitergeben, bis jedeR den eigenen Schlüssel hat und das Gitter öffnen kann. (Das ist natürlich kein realistisches Szenario, ist aber hilfreich beim Durcharbeiten des Problemes) Den SpielerInnen sollte eingeschärft werden, dass sie die Schlüssel nur dann her- und weitergeben sollen, wenn sie mit der Lösung wirklich einverstanden sind und den anderen vertrauen können. Es könnte ja auch sein, dass jemand den eigenen Schlüssel erhält und die anderen im Stich lässt. Gelegentlich kommt es vor, dass trotz dieses Hinweises die Schlüssel viel zu schnell ausgetauscht werden. Im folgenden Gespräch zeigt sich dann, dass die Lösung meist nicht für alle zufriedenstellend war. Die Gruppe wünscht dann oft selbst, das Spiel noch einmal zu spielen, eventuell mit einer anderen Rollenverteilung. So wird gründliche und sachliche Verarbeitung von gegenseitiger Schuld trainiert und gelernt. Wenn alle RollenspielerInnen ihre Plätze eingenommen haben, sollen sie nun ihre Beziehungen neu klären und nach einer Möglichkeit des Zusammenlebens zu suchen. Los geht's ...
Der Brief von Oma wird der Gruppe etwas später übergeben, wenn das Spiel schon eine Zeitlang läuft. Er macht die Möglichkeit eines neuen Anfangs deutlich.
Entrollen: Wenn das Spiel zu Ende ist, ist es wichtig, die SpielerInnen aus ihren Rollen aussteigen zu lassen, z.B. durch einen Platzwechsel, eine kurze Bewegungsphase, abschütteln ...
Reflexion: Ist jedeR mit der Lösung zufrieden? Wie kam es zu dieser Lösung? Wie wurde miteinander gesprochen und zugehört? Was war zielführend, was eher nicht? Was haben die BeobachterInnen bemerkt?
Hinweis: Als Inhalt des Schlüsselspiels lässt sich jede Situation verwenden, bei der sich vier oder mehr Personen etwas angetan haben und nun die Chance bekommen, ihr Zusammenleben neu zu gestalten. |
Rollenbeschreibung - Peter
Es spielen mit:
Herr Klamm, 45 Jahre
Frau Klamm, 40 Jahre
Peter Klamm, 18 Jahre, der Sohn von Herrn und Frau Klamm
Heidi Pfeiffer, 17 Jahre, Peters Freundin
Harald Fein, 20 Jahre, Peters Freund
In der Nacht von Freitag auf Samstag ist Peter von der Polizei festgenommen worden. Er war in den Laden seiner Großmutter eingestiegen, hatte die Kasse aufgebrochen und Geld entnommen.
Vorher war folgendes geschehen:
Peter ist seit einem Jahr mit Heidi befreundet. Beide hatten vor, später einmal zu heiraten. Peters Vater aber konnte das Mädchen nicht leiden. Ständig hatte er an ihr etwas auszusetzen: sie sei albern, unreif, leichtsinnig usw. Peter ärgert das natürlich und er wehrt sich energisch gegen diese Vorwürfe. Darum gibt es oft Krach mit dem Vater. Die Mutter versucht immer, den Streit zu schlichten, aber bei ihr weiß man nie, zu wem sie eigentlich hält. Einmal hilft sie zu ihrem Mann, dann wieder zu Peter. Am Freitag wollte Peter mit Heidi ins Kino gehen. Sie hatten ausgemacht, dass Heidi vorher zu Peter in die Wohnung kommt. An diesem Abend - Heidi war noch nicht gekommen - fing der Vater wieder einmal über sie zu meckern an. Peter bekam eine Wut und schrie den Vater an. Es gab einen Riesenkrach. Schließlich rannte Peter wütend aus dem Haus. Er wollte auf der Straße auf Heidi warten. Aber sie kam nicht. Schließlich kam ein Bekannter vorbei, der erzählte ihm: Ich habe Heidi gesehen. Sie saß neben Harald in einem schicken Sportwagen. Harald ist ein Freund von Peter. Er hat einen reichen Vater und kann sich deshalb den Sportwagen leisten. Peter hat schon lange auf ein Auto gespart, aber noch nicht alles Geld beisammen. Er wusste, dass Harald die Heidi ganz gern sieht. Nun war sie also mit ihm weggefahren. Voller Wut und Enttäuschung lief Peter stundenlang durch die Straßen. Plötzlich stand er vor dem kleinen Laden, der seiner Großmutter gehört. Er verlor die Nerven. Er schlug das Fenster ein und stieg ein. Er wusste, wo die Kasse ist. Er brach sie auf, nahm alles Geld heraus. Vielleicht reicht es, um das Auto zu kaufen! Da hörte er plötzlich hinter sich ein Geräusch. Blindlings haute er ab. Draußen hörte er die Polizeisirene. Er warf das Geld unter einen Busch und rannte. Ein Polizist packte ihn und führte ihn ab.
Rollenbeschreibung - Heidi
Es spielen mit:
Herr Klamm, 45 Jahre
Frau Klamm, 40 Jahre
Peter Klamm, 18 Jahre, der Sohn von Herrn und Frau Klamm
Heidi Pfeiffer, 17 Jahre, Peters Freundin
Harald Fein, 20 Jahre, Peters Freund
Heidi ist seit einem Jahr mit Peter befreundet. Beide hatten vor, später einmal zu heiraten. Peters Eltern scheinen aber etwas dagegen zu haben. Immer, wenn Heidi bei Peter zu Besuch war, spürte sie deutlich, dass sie nicht erwünscht war. Besonders Peters Vater war immer sehr kurz angebunden. Am Freitag wollte Heidi mit Peter ins Kino gehen. Sie hatten ausgemacht, dass Heidi vorher zu Peter in die Wohnung kommen sollte. Als sie zur verabredeten Zeit klingelte, kam Peters Mutter ihr unten an der Haustüre entgegen und sagte: Peter ist nicht zu Hause. Er ist weggegangen. Heidi war ziemlich sauer. Es war doch ausgemacht! Wie sie die Straße entlanglief, hielt neben ihr ein moderner Sportwagen. Harald saß drin. Harald war mit Peter befreundet und konnte Heidi recht gut leiden. Er lud sie ein, und sie fuhren hinaus zu einem hübschen Lokal. Dort erzählte Heidi dem Harald ihren ganzen Kummer: wie sie von Peters Eltern behandelt wurde und wie sie jetzt auch noch von Peter selbst versetzt worden war. Harald war sehr lieb zu ihr und tröstete sie. Er sagte: vielleicht ist Peter doch nicht der richtige für dich? Und er erzählte von seinen Eltern, die viel netter und freundlicher seien, wenn er jemand mit nach Hause bringt. Der Heidi tat alles sehr wohl, Harald war sehr nett, und auch der Sportwagen, den er fährt ist eine Wucht. Langsam überlegte sie sich, ob sie nicht wirklich mit Peter Schluss machen sollte.
Rollenbeschreibung - Harald
Es spielen mit:
Herr Klamm, 45 Jahre
Frau Klamm, 40 Jahre
Peter Klamm, 18 Jahre, der Sohn von Herrn und Frau Klamm
Heidi Pfeiffer, 17 Jahre, Peters Freundin
Harald Fein, 20 Jahre, Peters Freund
Harald stammt aus einer reichen Familie und kann sich deshalb einen modernen Sportwagen leisten, auf den er sehr stolz ist. Er kennt Peter und seine Freundin Heidi. Harald war gelegentlich ein bisschen in Heidi verliebt, aber er wusste, dass sie eng mit Peter befreundet war und dass die beiden später heiraten wollten. Am Freitagabend fuhr er mit seinem Wagen so durch die Straßen und sah Heidi mit traurigem Gesicht daherkommen. Er fragte sie, ob er ihr helfen könne. Dann fuhren sie zusammen zu einem netten Lokal. Dort erzählte ihm die Heidi, was sie so niedergeschlagen machte: einmal waren Peters Eltern immer so abweisend zu ihr, und jetzt hat sie auch noch Peter selbst im Stich gelassen: sie hatten ausgemacht, zusammen ins Kino zu gehen, und als Heidi ihn abholen wollte, war er nicht da. Harald bekam Mitleid mit Heidi und hatte sie plötzlich wieder sehr gern. Er tröstete sie und sagte: vielleicht ist der Peter doch nicht der richtige für dich? Er erzählte ihr von seinen Eltern, dass sie viel netter und freundlicher sind, wenn er jemand mit nach Hause bringt. Heidi schien sich bei Harald sehr wohl zu fühlen. Als er sie nach Hause brachte, wünschte er sich sehr, sie öfter zu sehen
Rollenbeschreibung - Frau Klamm
Es spielen mit:
Herr Klamm, 45 Jahre
Frau Klamm, 40 Jahre
Peter Klamm, 18 Jahre, der Sohn von Herrn und Frau Klamm
Heidi Pfeiffer, 17 Jahre, Peters Freundin
Harald Fein, 20 Jahre, Peters Freund
In der Nacht von Freitag auf Samstag ist Peter von der Polizei festgenommen worden. Er war in den Laden seiner Großmutter (Frau Klamms Mutter) eingestiegen, hatte die Kasse aufgebrochen und das Geld entnommen. Die Großmutter hat ihn dabei erwischt und durch den Schrecken einen Schock erlitten. Jetzt liegt sie im Krankenhaus. Sie war vorher schon herzleidend, und man muss befürchten, dass sie stirbt. Frau Klamm kann es nicht fassen, dass Peter ihrer Mutter das angetan hat. Bis jetzt bringt sie es noch nicht fertig, Peter in der Haft zu besuchen.
Am Freitagabend war folgendes geschehen:
Peter hatte einen großen Krach mit seinem Vater. Es ging, wie immer, um Heidi, Peters Freundin. Die beiden kennen sich seit einem Jahr. Aber der Vater hat dieses Mädchen nie leiden können. Er versucht immer wieder, Peter von ihr abzubringen. Aber Peter blieb stur und so gab es immer wieder Krach.
Frau Klamm hat dabei immer versucht, zwischen Vater und Sohn zu vermitteln, einmal den einen zu verstehen und einmal den anderen, aber das half nicht. Oft wurde sie dann von beiden angeschrien. Immer, wenn Heidi zu Besuch kam, hatte sie schreckliche Angst, dass ihr Mann das Mädchen beleidigen könnte. Bis jetzt waren diese Besuche zwar ohne offenen Krach verlaufen, aber oft war es nahe daran gewesen.
Am Freitagabend wusste Frau Klamm, dass Heidi kommen wollte, um Peter abzuholen. Vater und Sohn schreien sich an und waren so erregt, dass Frau Klamm noch mehr Angst bekam: wenn das Mädchen jetzt herein kommt, wird sich mein Mann sicher nicht mehr beherrschen können, dachte sie. Als Heidi läutete, lief sie ihr zur Haustür entgegen, ließ sie erst gar nicht eintreten, sondern sagte: Peter ist nicht zu Hause. Er ist weggegangen. Ihrem Mann und Peter sagte sie nichts davon.
Ein paar Minuten später rannte Peter wütend aus dem Haus. Von der Polizei erfuhr sie am anderen Morgen, was er getan hatte
Rollenbeschreibung - Herr Klamm
Es spielen mit:
Herr Klamm, 45 Jahre
Frau Klamm, 40 Jahre
Peter Klamm, 18 Jahre, der Sohn von Herrn und Frau Klamm
Heidi Pfeiffer, 17 Jahre, Peters Freundin
Harald Fein, 20 Jahre, Peters Freund
In der Nacht von Freitag auf Samstag ist Peter von der Polizei festgenommen worden. Er war in den Laden seiner Großmutter (Frau Klamms Mutter) eingestiegen, hatte die Kasse aufgebrochen und das Geld entnommen.
Am Freitagabend war folgendes geschehen:
Herr Klamm hatte mit Peter wieder einmal einen großen Krach. Es ging um seine Freundin Heidi. Heidi ist seit einem Jahr mit Peter befreundet. Das gefällt Herrn Klamm gar nicht. Er findet das Mädchen albern, unreif und leichtsinnig. Er würde seinem Sohn eine bessere Frau wünschen als gerade Heidi. Aber Peter hört ja nicht auf ihn. Tausendmal hat er ihm schon klar machen wollen, dass Heidi nichts für ihn ist. Das Ergebnis war immer nur ein großer Krach. Wenn nur wenigstens seine Frau ihn unterstützen würde, aber die fällt im entscheidenden Moment immer um und hält zu Peter. Es ist zum Auswachsen. Am Freitagabend gab es also wieder einmal einen Krach. Peter schrie Herrn Klamm an und war so unverschämt wie noch nie. Schließlich rannte er aus dem Haus und kam nicht wieder. Die Polizei berichtete später, dass Peter wegen des Einbruchs festgenommen ist und dass die Großmutter im Krankenhaus liegt.
Brief - An Familie Klamm
Meine Lieben!
Ich möchte euch gerne mitteilen, dass es mir seit heute früh wieder recht gut geht. Der Arzt meint, ich hätte das Schlimmste überstanden und werde bald wieder gesund sein. Ich habe gehört, dass Peter der Einbrecher gewesen ist. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich die Polizei nicht gerufen. Jetzt lässt sich leider eine Gerichtsverhandlung nicht mehr vermeiden, aber ich werde mich vor Gericht für Peter einsetzen, so gut ich kann. Denn sicher ist Peter nicht allein schuld an dieser dummen Geschichte. Und vielleicht ist sie für euch alle ein Anlass, einmal über all die Streitereien nachzudenken und euer Zusammenleben neu zu gestalten. Darüber wäre ich sehr glücklich und das wäre mir auch das Geld wert, das ich bis jetzt noch nicht zurückbekommen habe. In der Hoffnung, dass wir uns bald alle wiedersehen, grüßt Euch
Eure Oma