Methode ''Wasser - Ein Symbol vieler Religionen und Kulturen''
Kategorie | Inhalte/Stichworte | Sozialform | Material |
Kreative Medien | Die Jugendlichen lassen sich von Impulstexten zum Thema Wasser zu verschiedenen künstlerischen Aktionen inspirieren | Gruppe | Schüsseln mit Wasser und Schwimmkerzen im Raum aufstellen Krug mit Wasser und Trinkgläser zur freien Entnahme, Texte über Wasser |
Ziel
Durch das gemeinsame, lebenswichtige und lebensspendende Symbol "Wasser" die Weltsicht erweitern, die übertragene Bedeutung erschließen und Gemeinsamkeiten entdecken
Vorbereitung
Schüsseln mit Wasser und Schwimmkerzen im Raum aufstellen Krug mit Wasser und Trinkgläser zur freien Entnahme
Ablauf
Gruppe in mehrere Kleingruppen zu 3 bis 5 Personen teilen und pro Gruppe einen Text gemeinsam durchlesen und bearbeiten in Form von Rollenspielen, Phantomime, Tanz, Malaktionen, ... vorbereiten von Beiträgen von 5 bis 10 min (1 Stunde Vorbereitungszeit)
- Der Gott der Franzosen " Der Gott der Mauretanier
- Wasser, du Quelle jedes Dinges und alles Lebens
- Bibeltext: Genesis 7,17 - 24, Psalm 69, Jona 2
- Ein wenig Leben spenden „Märchen aus Nordafrika“
- „Das Wasser lehrt uns, wie wir leben sollten " aus China
Schluss
Vorstellen des Erarbeiteten in der ganzen Gruppe, nach jedem Beitrag Anstoßen und Trinkspruch (z. B. auf das Wasser) mit den Wassergläsern.
Varianten:
Als Einstieg eignet sich auch eine Wassermeditation: Dazu werden Wassergeräusche oder meditative, ruhige Musik im Hintergrund abgespielt. Es wird im Sitzkreis, oder zu zweit abwechselnd massiert, während die GL eine Wassergeschichte erzählt, z. B. der Lebenslauf eines Wassertropfens vom Gebirgsbach zum Meer oder zur "Moldau" von Smetana, wo Smetana musikalisch den Weg der Moldau vom kleinen Bach bis zum Meer beschreibt.
Allgemein kann dieser Methodenvorschlag auch in entsprechender Form (z. B. die in den Kleingruppen ausgearbeiteten Beiträge) als Aktion ein "Wassernachmittag" oder als "lebende" Ausstellung (die Besucher gehen von Station zu Station, wo die Kleingruppenpräsentationen stattfinden) - aufbereitet bzw. in die Liturgie eingebracht werden.
Texte
Der Gott der Franzosen " Der Gott der Mauretanier
Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry
Und so vertrauten sie mir eines Tages angesichts der Sahara, die sich einsam um ihr Zelt breitet und ihnen bis an ihr Lebensende so dürftige Genüsse spendet, ihre Bedenken an: "Weißt du, der Gott der Franzosen, der ist doch viel freigebiger für seine Franzosen als der Gott der Mauretanier für seine Mauretanier." Einige Wochen zuvor hatte man sie in Savoyen herumgeführt. Ihr Führer hatte sie zu einem kräftigen Wasserfall gebracht, der wie eine geflochtene Säule herabfiel und dumpf rauschte. Er hatte sie aufgefordert, zu kosten. Und es war süßes Wasser gewesen. Wasser! Wie viel Tagesmärsche braucht man hier, um den nächsten Brunnen zu erreichen! Wie viele Stunden lang muss man dann den Sand herausschippen, der ihn überweht hatte, um zu einer schlammigen Masse mit einer deutlichen Beimischung von Kamelharn zu gelangen!
Da heißt es: "Gib mir ein wenig Wasser!" " "Ja, aber geh fein säuberlich damit um!" In der Wüste ist Wasser sein Gewicht in Gold wert. Der kleinste Tropfen lockt aus dem Sande den grünen Funken eines Grashalms. Wenn es irgendwo geregnet hat, belebt eine wahre Völkerwanderung die Sahara. Die Stämme ziehen dreihundert Kilometer weit, um zur Stelle zu sein, wenn das Gras wächst. Dieses Wasser nun, das hier so karg ist, von dem in Port-Etienne in zehn Jahren kein Tropfen gefallen war, das kam dort dumpf und rauschend geschossen, wie wenn die Wasservorräte der ganzen Welt aus einem lecken Speicher auszulaufen drohten.
Der Führer sagte: "Gehen wir weiter!" Sie aber rührten sich nicht von der Stelle und baten nur: "Noch einen Augenblick!" Weiter sprach keiner ein Wort. Stumm und ernst schauten sie dem Ablauf dieses erhebenden Schauspiels zu. Hier lief aus dem Bauch des Berges das Leben selbst, der heilige Lebensstoff. Der Ertrag einer Sekunde hätte ganze verschmachtende Karawanen zum Leben erweckt, die ohne ihn auf Nimmerwiedersehen in der unendlichen Weite der Salzseen und Luftspiegelungen dahingegangen waren. Hier zeigte sich Gott sichtbar. Unmöglich war es, einfach gleich weiterzugehen. Gott hatte die Schleusen seiner Macht geöffnet. Ehrfurchtsvoll, regungslos standen die drei vor dem Wunder. "Weiter ist hier nichts zu sehen. Kommt!" "Wir müssen warten!" "Worauf denn?" "Bis es aufhört:" Sie wollten die Stunde erwarten, in der Gott seine Verschwendung Leid tat! Denn Gott ist geizig, er bereut schnell. "Aber dieses Wasser läuft seit tausend Jahren!" Während des Abends, den ich bei ihnen verbrachte, fiel kein Wort über den Wasserstrahl. Es gibt Wunder, von denen man besser schweigt. Man tut sogar besser daran, nicht zu viel an sie zu denken. Man versteht dann die Welt nicht mehr und könnte an Gott zweifeln: "Weißt du, der Gott der Franzosen ..."
Wasser, du Quelle jedes Dinges und alles Lebens
Wasser in den Religionen der Hindus, Horst Rzepkowski SVD
"Wasser, du bist die Quelle jedes Dinges und alles Lebens", preist die vedische Überlieferung das Wasser als Urgrund der sichtbaren Welt und Träger der Lebenskraft (Veda ist die älteste indische Sammlung religiöser Texte, die den Hindus als Offenbarung gelten).
Nach den Mythen vieler Völker ist die Welt aus dem Urwasser emporgestiegen. Eine indische Sage erzählt, auf dem Wasser schwimme ein riesiger Lotus. Die ganze Schöpfung werde aus dieser Lotusblüte geboren und ruhe auf ihr. Vishnu, der Gott des Ozeans und des leuchtenden Himmels, der Schützer und Erhalter der Welt, in der Gestalt eines riesigen Ebers in die Tiefe des Urwassers hinab und zieht die Erde aus der Tiefe hervor.
Zu den täglichen Übungen eines Brahmanen, eines Mitglieds der oberen Kaste der hinduistischen Gesellschaft, gehören außer dem Morgenbad und dem Opfer auch eine rituelle Reinigung und eine Versöhnungszeremonie. Bei der Versöhnung setzt sich der Brahmane mit dem Gesicht nach Osten nieder, nimmt einen Becher mit Wasser, trinkt daraus schluckweise und versprengt Wasser mit ausgespreizten Fingern, das ist die Versöhnung der Götter. Hierauf wendet er sich mit dem Gesicht nach Westen und gießt Wasser zwischen den beiden kleinen Fingern hindurch, wobei er die Hände zu einer Schale formt; das ist das Sühnopfer für die Weisen. Dann kehrt er sich nach Süden und gießt Wasser zwischen Daumenansatz und Zeigefinger der rechten Hand; das ist das Versöhnungsopfer der Ahnen. Die rituelle Reinigung hat nicht alleine den Sinn, bestimmte und benennbare Verfehlungen abzuwaschen; meistens bedeutet sie auch eine Rückkehr zum Urelement und bewirkt Neugeburt.
"Ihr Gewässer führt all das fort, was Fehlerhaftes an mir ist, sei es das ich treulos war oder das ich geflucht und wider den Ritus gehandelt habe." (aus der Rig Veda)
Da ohne Wasser die Erde unfruchtbar bleibt, spielt bei den verschiedenen Fruchtbarkeitsriten Wasser eine bedeutende Rolle. So steht bei einem alten indischen Sonnwendfest das Wasseropfer als Bitte um Regen und Fruchtbarkeit im Mittelpunkt. Mädchen mit Krügen voll Wasser schreiten um ein Feuer und singen: "Hier ist der heilige Trank!" Dann gießen sie das Wasser aus. Weit verbreitet ist die Vorstellung, dass Wasser besondere Heilkraft besitze.
Der heilige Fluss ist eine besonders symbolkräftige Erscheinungsform des heiligen Wassers. In Indien gelten alle Flüsse als heilig, als heiligster aber gilt der Ganges. Scharen von Pilgern baden in ihm, um Reinigung und Vergebung von Schuld zu erlangen. Wie der Christ auf die Bibel schwört, so leistet der Hindu seinen Eid auf das Gangeswasser. Während einer Dürreperiode, erzählt der Mythos, sandte der Weltenvater Brahma auf das Gebet des Wissen Bagirata die göttliche Ganga zur Erde, seine Tochter, die zum heiligen Strom Indiens wurde. Aber damit die Gewalt des herabstürzenden Wassers das Land nicht zerstörte, erbot sich Gott Shiva, den Strom mit seinem eigenen Haupt aufzufangen. So wurde die Gewalt des Wassers gebrochen. Sanft kam es nun auf die Ebenen Indiens herab.
Eine besondere Flussverehrung hat sich im indischen Panjab, dem Flussgebiet des Indus, herausgebildet. Der Gläubige setzt sich am Fluss nieder (oder vor einem Krug mit Induswasser) und rezitiert heilige Sprüche oder Gebete. Am Abend lässt man kleine Schilfflöße mit Kerzen den Fluss hinunter schwimmen, und am Morgen übergibt man unter Gesang den Wellen des Indus einen Krug mit Blumen geschmückt und voller wohlriechender Stoffe.
Nach den heiligen Texten des Hinduismus ist das Wasser Trank der Unsterblichkeit, sichert langes Leben, Zeugungskraft und ist Beginn jeder Heilung. Der Priester betet: "Dass uns die Wasser Wohlbefinden bringen!"
Ein wenig Leben spenden
Märchen aus Nordafrika
Einmal herrschte eine große Trockenheit in einem Gebiet südlich der Sahara. Das Steppengras kümmerte dahin, die Tiere fanden kein Wasser mehr, die Wüste war ständig im Vormarsch. Selbst dicke Bäume sahen ihrem Ende entgegen. Brunnen und Flüsse waren längst versiegt. Nur eine einzige Blume überlebte die Trockenheit. Sie wuchs nahe einer winzigen Quelle. Doch auch die Quelle war dem Verzweifeln nahe: "Wozu mühe ich mich wegen dieser einzigen Blume, wo doch ringsum schon alles dürr ist?" Da beugte sich ein alter Baum über die kleine Quelle und sagte, ehe er selbst starb: "Liebe kleine Quelle, niemand erwartet von dir, dass du die ganze Wüste zum Grünen bringst. Deine Aufgabe ist es, einer einzigen Blume Leben zu spenden, mehr nicht.
Das Wasser lehrt uns, wie wir leben sollten
aus China
Einen Weisen im alten China fragten einmal seine Schüler: "du stehst nun schon so lange vor diesem Fluss und schaust ins Wasser. Was siehst du denn da?" Der Weise gab keine Antwort. Er wandte den Blick nicht ab von dem unablässig strömenden Wasser. Endlich sprach er: " Das Wasser lehrt uns, wie wir leben sollen. Wohin es fließt, bringt es Leben und teilt sich aus an alle, die seiner bedürfen. Es ist gütig und freigebig. Die Unebenheiten des Geländes versteht es auszugleichen. Es ist gerecht. Ohne zu zögern in seinem Lauf stürzt es sich über Steilwände in die Tiefe. Es ist mutig. Seine Oberfläche ist glatt und ebenmäßig, aber es kann verborgene Tiefen bilden. Es ist weise. Felsen, die ihm im Lauf entgegenstehen, umfließt es. Es ist verträglich. Aber seine sanfte Kraft ist Tag und Nacht am Werk, das Hindernis zu beseitigen. Es ist ausdauernd. Wie viele Windungen es auch auf sich nehmen muss, niemals verliert es die Richtung zu seinem ewigen Ziel, dem Meer, aus dem Auge. Es ist zielbewusst. Und so oft es auch verunreinigt wird, bemüht es sich doch unablässig, wieder rein zu werden. Es hat die Kraft, sich immer wieder zu erneuern. Das alles ", sagte der Weise, "ist es, warum ich auf das Wasser schaue. Es lehrt mich das rechte Leben."