Jugendstunde ''Die Macht des Handelns''
Was? | Wie? | Material | Zeit |
Um wirkliche Ruhe bitten und kurz erklären um was es heute geht. |
Ernst und mit der Ermahnung, beinhart hinaus zu schicken. |
Teppiche und Decken im Kreis auflegen. In die Mitte eine Kerze. |
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1. Geschichte Achim |
Laut und langsam vorlesen | Taschenlampe | 5 Min. |
Über die Geschichte reden. Kurze Zusammenfassung Viel Zeit lassen! |
Impulsfragen:
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5 Min. | |
Stichwort auf Papierstreifen schreiben. à in Tonschale sammeln |
Wo/Wann bin ich selbst zu feige oder zu schwach, um für jemanden Partei zu ergreifen? Wo/Wann würde ich gerne helfen? |
15cm lange Papierstreifen „Im Interesse unserer Gemeinschaft“ (Söhne Mannheims) |
Lied- länge |
2. Geschichte Die Macht deines Handelns |
Kurz warten und dann wieder laut und langsam vortragen. |
Taschenlampe | 5 Min. |
Über die Geschichte reden. Viel Zeit lassen! |
Impulsfragen:
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5 Min. | |
Stichwort auf Papierstreifen schreiben. à in Tonschale sammeln |
Wo/Wann kann ich jemanden, nur mit wenigen Worten, eine echte Freude machen? Wer hat mehr Freundlichkeit verdient, als er bekommt? |
15cm lange Papierstreifen „We are the world“ |
Lied- länge |
In einem Ritual nach draußen ziehen und alle Zettel in der Schale verbrennen. |
„Im Leben geht’s gar nicht nur darum, möglichst großes zu bewirken! Es sind die…“ „Ich habs in der Hand, ich hab die Macht…“ „Mit dem Feuer machen wir unsere Gedanken lebendig. Vielleicht finden sie euch irgendwann.“ Einige Zeit ausharren. Bis alles verbrannt. |
Bei Regen etwas Petroleum. Zündhölzer |
10 Min. |
Achim
Achim Jugendstunde 1 Die Macht deines Handelns Freitag. Heute war Party angesagt. Mit einigen Freunden verabredete ich mich im genialsten Lokal der Stadt. Nach der anstrengenden Schulwoche war es eine echte Erleichterung, endlich mal richtig loslassen zu können.
Lara war auch mit dabei. Insgeheim himmelte ich das blonde Mädchen an. Es war nichts Ernstes, aber in ihrer Nähe fühlte ich mich immer ein bisschen mulmig. Wir saßen gerade gemütlich beim Tisch und tranken unseren dritten Wodkaorange als auch sie zu uns stieß. Ungezwungen nahm das schlanke Mädchen auf dem Schoß meines Freundes Platz. Nun, eigentlich war Achim nicht gerade mein Freund. Immerhin war er mit Lara seit einigen Wochen ein Paar und ich konnte ihm wohl nirgends das Wasser reichen.
Der attraktive, kluge und charmante Junge hatte lange dunkle Haare und ein schmales, freundliches Gesicht. Seine Eltern waren damals aus dem Kosovo hierher geflüchtet doch er war bereits bei uns in der Stadt geboren. Neidisch blickte ich in seine Richtung. Der Achtzehnjährige hatte gute Noten, die begehrteste Freundin und war der beste in unserer Schulfußballmannschaft. Ich war ein bisschen eifersüchtig. Immerhin hätte auch ich es verdient, wenigstens irgendwo richtig gut zu sein.
Der Abend war schon etwas weiter fortgeschritten, als Peter mit seinen Kumpanen auftauchte. In keinem Lokal war die Gruppe von glatt rasierten und muskelbepackten Männern gern gesehen. Ständig machten sie Ärger, zerstörten Gläser oder terrorisierten die anderen Gäste. Achim zog geräuschvoll die Luft ein, als er sie ausmachte.
Ich bemerkte sofort, wie er immer wieder nervös in ihre Richtung blickte und unruhig auf seinem Platz herumwetzte.
„Wollen wir wo anders hin gehen?“ Fragte Lara sorgvoll. Der junge Serbe schüttelte jedoch den Kopf. „Nein, ich werd mir den Abend doch nicht von ein paar Schlägertypen vermiesen lassen.“ Ich wunderte mich, dass der so selbstbewusste Junge plötzlich sehr unsicher zu sein schien. Mich berührten Peters Freunde nicht so sehr. Sie beachteten mich ja nicht einmal.
Umso mehr wunderte ich mich, als Peter plötzlich auf unseren Tisch zukam. Direkt vor Achim hielt er an. Abwertend verzog der bullige Schläger sein Gesicht. „Stinkende Dreckstürken!“ lallte er und spuckte Achim ins Gesicht.
Betreten nahm ich wahr, dass mein Freund aufstand, den Speichel von seinem Gesicht wischte und auf den Ausgang des Lokals zusteuerte. Peter wollte sich jedoch offensichtlich prügeln, denn schon schnellte seine Faust vor und traf Achim ins Kreuz. „Hurensohn, scher dich heim in das Dreckloch aus dem du stammst!“
Jetzt drehte sich der junge Mann um. Wut blitze in seinen Augen auf. Er wollte sich jedoch wieder umwenden, als Lara plötzlich einen erschrockenen Schrei ausstieß. Ich traute meinen Augen kaum, als ich bemerkte, dass der brutale Glatzkopf versuchte sie zu begrabschen.
Sogleich traf den Brutalo Achims kräftiger Fausthieb. Seine Augen sprühten Wut. Zu meiner Verwunderung zeichnete sich jedoch ein Lächeln auf Peters Lippen. Sofort waren seine Freunde neben ihm.
Noch bevor ich überhaupt begriff, was sich vor meinen Augen abspielte lag mein Freund bereits auf dem Boden. Die Zeit schien plötzlich ganz langsam zu vergehen. Deutlich sah ich die schreckensgeweiteten Augen Laras und die Springerstiefel von Peters Kumpanen. Ein Kreis hatte sich um den Schauplatz gebildet. Keiner schien etwas unternehmen zu wollen. Immer noch wie versteinert begriff ich das Ausmaß der Situation.
Sie würden ihn zu Tode prügeln! Jemand musste helfen! Mein Blick suchte den muskulösen Thomas. Er würde doch eingreifen können. Schon konnte ich ihn in der Menge ausmachen. Mit glasigen Augen lehnte er an einer Säule, zu betrunken um nur einen geraden Schritt zu machen. Ich schluckte. Die Schläger drahten immer noch mit aller Kraft auf die am Boden liegende Gestalt ein. Was sollte ich denn tun? Ich war klein, schwach und alleine. Ich fühlte mich so unfähig. So…nein. Ich fühlte mich wie ein Feigling.
Endlich stand ich vom Sessel auf. Mit steifem Schritt näherte ich mir den tätowierten Schlägern, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich wollte sie anschreien, ich wollte mich auf sie stürzen. Aber nichts, nichts tat ich.
Als sie dann von dem Serben abließen, bewegter er sich nicht mehr. Tränenüberströmt nahm ihn Lara in die Arme.
Jemand hatte Rettung und Polizei verständigt. Die Schläger waren jedoch schon lange verschwunden als diese endlich ankamen. Man lud den jungen Mann auf eine Trage und brachte ihn sofort ins Krankenhaus.
Ich stand noch immer da. Unfähig, mich zu bewegen und unfähig klar zu denken. Ich fühlte mich schlecht. Ich fühlte mich so richtig schuldig. Warum hatte nur niemand geholfen?
Die Macht deines Handelns
Eines Tages, ich war gerade das erste Jahr auf der High School, sah ich ein Kind aus meiner Klasse nachhause gehen. Sein Name war Kyle. Es sah so aus, als würde er alle seine Bücher mit sich tragen.
Ich dacht mir: "Warum bringt wohl jemand seine ganzen Bucher an einem Freitag nach Hause? Das muss ja ein richtiger Dummkopf sein." Mein Wochenende hatte ich schon verplant (Partys und ein Fußballspiel mit meinen Freunden morgen Nachmittag), also zuckte ich mit den Schultern und ging weiter.
Als ich weiter ging sah ich eine Gruppe Jugendlicher in seine Richtung laufen. Sie rempelten ihn an, schlugen ihm seine Bücher aus den Armen und schubsten ihn, so dass er in den Schmutz fiel. Seine Brille flog durch die Luft, und ich beobachtete, wie sie etwa drei Meter neben ihm im Gras landete. Er schaute auf und ich sah diese schreckliche Traurigkeit in seinen Augen. Mein Herz wurde weich. Ich ging zu ihm rüber, er kroch am Boden umher und suchte seine Brille, und sah Tranen in seinen Augen. Als ich ihm seine Brille gab, sagte ich: "Diese Typen sind Blödmänner." Er schaute zu mir auf und sagte: "Hey, danke!" Ein großes Lächeln zierte sein Gesicht. Es war eines jener Lächeln, die wirkliche Dankbarkeit zeigten.
Ich half ihm seine Bucher aufzuheben und fragte ihn wo er wohnt. Es stellte sich heraus, dass er in meiner Nähe wohnte, also fragte ich ihn, warum ich ihn vorher nie gesehen hatte. Er erzählte mir, dass er zuvor auf eine private Schule ging. Ich hätte mich nie mit einem Privat-Schul-Kind abgeben.
Den ganzen Nachhauseweg unterhielten wir uns, und ich trug seine Bücher. Er war ein richtig cooler Kerl. Ich fragte ihn ob er Lust hatte mit mir und meine Freunden am Samstag Fußball zu spielen. Er sagte zu. Wir verbrachten das ganze Wochenende zusammen, und je mehr ich Kyle kennen lernte, desto mehr mochte ich ihn. Und meine Freunde dachten genauso über ihn. Es begann der Montagmorgen, und auch Kyle mit dem riesigen Bucherstapel war wieder da. Ich stoppte ihn und sagte: "Oh man, mit diesen ganzen Büchern wirst du eines Tages noch mal richtige Muskeln bekommen."
Er lacht und gab mir einen Teil der Bucher. Wahrend der nächsten vier Jahre wurden Kyle und Ich richtig gute Freunde. Als wir älter wurden dachten wir übers College nach. Kyle entschied sich für Georgetown, und ich mich für Duke. Ich wusste, dass wir immer Freunde sein werden, und diese Kilometer zwischen uns niemals ein Problem darstellen würden. Er wollte Arzt werden und ich hatte vor eine Fußballer-Karriere zu machen.
Kyle war Abschiedsredner unserer Klasse. Ich neckte ihn die ganze Zeit indem ich sagte er sei ein Dummkopf. Er müsste eine Rede für den Schulabschluss vorbereiten. Ich war so froh, dass ich nicht derjenige war der sprechen musste.
Abschlusstag, ich sah Kyle. Er sah großartig aus. Er war einer von denen, die während der High School zu sich selber finden und ihren eigenen Stil entwickeln. Er hatte mehr Verabredungen als ich und alle Mädchen mochten ihn. Mann, manchmal war ich richtig neidisch auf ihn. Heute war einer dieser Tage. Ich konnte sehen, dass er wegen seiner Rede sehr nervös war. Ich gab ihm einen Klaps auf den Hintern und sagte: "Hey, großer Junge, du wirst großartig sein!"
Er sah mich mit einem jener Blicke, die wirklich dankbaren, an und lächelte. "Danke" sagte er. Als er seine Rede begann, räusperte er sich kurz, und fing an. "Der Abschluss ist eine Zeit, um denen zu danken, die dir halfen diese schweren Jahre zu überstehen. Deinen Eltern, deinen Lehrern, deinen Geschwistern, vielleicht einem Trainer... aber am meisten deinen Freunden. Ich sage euch, dass beste Geschenk, das ihr jemandem geben könnt, ist eure Freundschaft. Lasst mich euch eine Geschichte erzahlen…“
Ich schaute meinen Freund etwas ungläubig an als er von dem Tag erzählte an dem wir uns das erste mal trafen. Er hatte geplant sich an diesem Wochenende umzubringen. Er erzählte weiter, Jugendstunde 3 Die Macht deines Handelns dass er seinen Schrank ausgeräumt hat, so dass seine Mutter es später nicht tun müsste, und trug sein Zeug nach Hause. Er schaute mich an und lächelte.
"Gott sei Dank, ich wurde gerettet. Mein Freund hat mich von dieser unsäglichen Sache bewahrt." Ich konnte spüren, wie die Masse den Atem anhielt als dieser gutaussehende, beliebte Junge uns von seinem schwächsten Augenblick erzählte. Ich bemerkte wie seine Mutter und sein Vater lächelnd zu mir herüber sahen, genau das selbe, dankbare Lächeln. Niemals zuvor spürte ich solch eine tiefe Verbundenheit.
Unterschätze niemals die Macht deines Handelns. Durch eine kleine Geste kannst du das Leben einer Person ändern. Zum Guten oder zum Bösen. Gott setzt uns alle ins Leben des anderen, um uns gegenseitig zu beeinflussen, auf jede Art und Weise. Sieh' das Gute in anderen. Also, DANKE an euch alle.