Jugendliturgie und Jugendspiritualität
Wenn Christinnen und Christen zusammenkommen, um miteinander Gottesdienst zu feiern, dann kommen sie damit einem „urmenschlichen“ Bedürfnis nach: Aus dem Alltag heraustreten, Gemeinschaft erleben, das eigene Leben reflektieren, es feiern und vor Gott tragen.
Das kann in verschiedenen Formen passieren, wie z.B.: in den liturgischen Feiern (Messe, Wortgottesdienst, …), aber auch in anderen Gottesdienstformaten, an unterschiedlichen Orten, zu verschiedenen Zeiten und Themen.
Trotz dieser Vielfalt an Feierformen gibt es Kriterien (Vgl. Materialienheft 156: Erzbischöfliches Jugendamt München und Freising (eja-muenchen.de), die dabei helfen können, jugendgemäße Liturgien und Gottesdienste zu gestalten:
1. Gottesdienste sind jugendgemäß, wenn sich jede*r willkommen fühlt.
Gottesdienste sollen so gestaltet sein, dass es keine Barrieren aufgrund von Formalitäten, Behinderungen, Geschlecht, Orientierung etc. gibt.
Auch wenn nicht jede Gottesdienstform alle anspricht, so soll doch klar sein: Diejenigen, die da sind und mitfeiern, sind willkommen und gewollt.
2. Gottesdienste sind jugendgemäß, wenn Jugendliche darin Gott erahnen können.
Gott zu erahnen, zu spüren und zu erleben, ist eine bewegende Erfahrung. Verschiedene Formen von Gottesdiensten können Jugendlichen einen Zugang zu einer solchen Erfahrung bieten.
3. Gottesdienste sind jugendgemäß, wenn Jugendliche einen Zusammenhang zu ihrem Leben erkennen.
„Was hat das mit mir zu tun?“ ist die entscheidende Frage. Leben besteht aus Sorgen und Nöten, Freude und Begeisterung, Sehnsucht und Leidenschaft.
Damit Jugendgottesdienste eine Bedeutung für Jugendliche haben, müssen ihre Lebenswelten gekannt und ihr Leben ernstgenommen werden.
4. Gottesdienste sind jugendgemäß, wenn Jugendliche sich in Leitung und Begleitung erfahren.
Wichtig ist, die Jugendlichen nicht nur als Zielgruppe in Gottesdienste miteinzubeziehen. Sie sind auch Gestaltende und Leitende, begleitet mit der Unterstützung, die sie benötigen.
Jugendliche entscheiden mit ihren Glaubenserfahrungen und in ihrer Beziehung zu Gott, wie sie Gottesdienst feiern wollen und was ihnen dabei wichtig ist. Dabei fördern sie sich gegenseitig und gestalten gemeinsam.
5. Gottesdienste sind jugendgemäß, wenn Jugendliche sie in vielfältigen Formen mitgestalten.
Mitgestalten meint mehr als bloßes dabei sein und etwas vorzulesen oder zu musizieren. Es bedeutet: Mitzureden, was die Form und den Inhalt der Feier angeht, aktiv dabei zu sein und eigene Gedanken und den eigenen Glauben einzubringen.
Das braucht den Mut, eigene Verantwortung abzugeben und Ermutigung für die Jugendlichen, dass sie das können und ihre Meinung, ihre Auslegung und ihr Glauben zählen.
6. Gottesdienste sind jugendgemäß, wenn sie Jugendliche in ihrem Glauben und Leben ernst nehmen.
Jugendliche ernst nehmen bedeutet, sie in ihrer jeweiligen Lebenssituation und in ihrem Glauben zu respektieren, ihnen zuzuhören und ihre Meinungen gelten zu lassen und daraus zu lernen.
Für Gottesdienste bedeutet das: die Jugendlichen selbst zu Wort kommen lassen und sie ermutigen, die Bibelstellen für ihr eigenes Leben zu deuten.
7. Gottesdienste sind jugendgemäß, wenn Symbole und Rituale von Jugendlichen verstanden werden.
Symbole und Rituale sprechen für sich, wenn sie klar und einfach sind. Sie bringen Inhalte konkret zum Ausdruck und vertiefen die Gottesbeziehung.
Die Vorbereitung bietet Raum, um ihre Wirksamkeit und Bekanntheit zu überprüfen.
8. Gottesdienste sind jugendgemäß, wenn sie in Musik, Sprache und Ästhetik den Feiernden entsprechen.
Offenheit für ungewöhnliche Zugänge und die Bereitschaft, Zugangsformen anderer gelten zu lassen, schaffen Identität bereits in der Vorbereitung.
Der eigene Stil ist Anknüpfungspunkt für andere Jugendliche, sich mit ihrer Musik, Sprache und Ästhetik im Gottesdienst wiederzufinden.
Materialien zum Download:
- Ideen und Material für euere Gottesdienste
- Geltende Richtlinien für Jugendliturgien
- Bibelstellen
- Checkliste zur Gottesdienstvorbereitung
- Musik für deinen Jugendgottesdienst
- Monatslied
- Liederbücher in der kj Bibliothek: God for You(th); Feiert Jesus 1-4; Lieder zwischen Himmel und Erde; rise up; raise your praise; …
Text von
Teresa Mayr & Regina Leirich
Referentinnen für Jugendspiritualität und Jugendliturgie
Februar 2022