Alles rund ums Ministrieren
Das Wort „ministrieren“ kommt vom lateinischen Wort „ministrare“ – dienen. Seit dem zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gilt der Ministrant*innendienst als liturgischer Laiendienst: d.h. auch Menschen, die keine Weihe haben, dürfen einen liturgischen Dienst ausüben und am Altar dienen. Ministrant*innen dienen der feiernden Gemeinschaft, indem sie die Leitung der Feier (Priester, Wort-Gottes-Feier-Leiter*innen) in ihren Diensten unterstützen und zur Feierlichkeit beitragen. Ihre Aufgaben im Gottesdienst:
- Die Ministrant*innen assistieren im Gottesdienst einem Bischof, Priester, Diakon oder einem/r Laienvorsteher*in. Sie tragen durch ihren Dienst (zum Beispiel Bereitung des Altares, Halten des Messbuchs, …) wesentlich zum liturgischen Geschehen bei.
- Kommunikationsaufgaben: Die Ministrant*innen helfen durch ihre liturgischen Haltungen, die Bedeutung von liturgischen Handlungen für die mitfeiernde Gemeinde sichtbar und verständlich zu machen. Dies geschieht zum Beispiel beim Ein- und Auszug, der Evangeliumsprozession oder beim Läuten der Glocken während der Wandlung.
- Die Ministrant*innen betonen den Fest- und Feiercharakter eines Gottesdienstes, indem sie Licht, Farben, Geräusche oder Bewegungen in den Gottesdienst bringen.
Mögliche zusätzliche Aufgaben von Ministrant*innen können sein: Lektor*innendienst, Mesner*innendienst, Kantor*innendienst.
Aber Ministrant*innen sind nicht nur Diener*innen am Altar. Sie sind in erster Linie Mädchen und Buben, also Kinder und Jugendliche wie andere auch, mit den gleichen Hoffnungen, Träumen, Ängsten und Fragen, den gleichen Wünschen und Interessen.
Auch in ihrer Glaubenssituation unterscheiden sie sich kaum von anderen Gleichaltrigen. Sie sind zudem auch in einem Alter, das durch den Übergang vom Kind-Sein in das Jugendlich-Sein gekennzeichnet ist, was die Kinder vor eine Reihe von Entwicklungsaufgaben stellt, die sie im Zuge einer Neuausfaltung ihrer Identität bewältigen müssen.
Der enge Kontakt zu den Gleichaltrigen und belastbare Beziehungen zu jugendlichen oder erwachsenen Menschen sind dabei von wesentlicher Bedeutung. Ministrant*innen haben auch wie andere Kinder und Jugendliche bestimmte Erwartungen an den Gottesdienst (Sprache, Form, Symbole, Verständnis, ...), die oft enttäuscht werden können, vor allem dann, wenn ihr Dienst am Altar auf das reibungslose Funktionieren gleichbleibender Tätigkeiten und Abläufe reduziert wird.
Ministrant*innenpastoral heißt mit den Kindern auch die verschiedenen Aspekte von Kirche zu leben:
- Gemeinschaft: regelmäßige Gruppenstunden, Spiele, Ausflüge, Lager, …
- Liturgie: im liturgischen Dienst und in der dafür notwendigen liturgischen Bildung. Aber auch mal auf der gestaltenden Seite – das hilft den Kindern, den Gottesdienst mal auf eine andere Weise zu entdecken (miteinander das Evangelium erarbeiten, Fürbitten, Lieder aussuchen, …)
- Caritas: Gottesdienst hatte ursprünglich jesuanisch auch einen starken sozialen Charakter, die Sternsingeraktion ist eine gute Möglichkeit, diesen Aspekt einzubringen. Wie wäre es aber auch mal mit einem Besuch im Altersheim?
- Verkündigung: Allein das Bekenntnis zum Dienst am Altar verlangt von den Kindern oft schon großes Selbstbewusstsein und Standfestigkeit ab. Den Kindern auch Möglichkeiten zu bieten, über ihren Glauben zu reden, über das, was sie bewegt, stärkt und bestärkt sie in ihrem Tun.
Das heißt für dich als Gruppenleiter*in
- zuerst einmal für die Kinder da zu sein.
- Themen aufzugreifen und anzusprechen, die die Kinder bewegen.
- Die Kinder in ihrem Dienst am Altar schulen und mit ihnen auf liturgische Entdeckungsreise gehen: Was tun wir als Ministrant*innen überhaupt und warum? Was steckt hinter den liturgischen Handlungen? Was hat das alles mit der Bibel zu tun? Warum sind wir noch im Osterfestkreis, obwohl Ostern schon längst vorbei ist? Warum nehmen wir heute die roten Zinguli? … Das nennt man liturgische Bildung. Ziel ist: Dass sich die Kinder im Gottesdienst-Geschehen auskennen und verstehen, was sie tun und warum. Auch in der liturgischen Bildung ist uns die Jungschar-Pädagogik wichtig: mit allen Sinnen und ganzheitlich, kindgerechte und spielerische Vermittlung, ohne Angst und mit Offenheit für alle Kinder (Inklusion). Wir gehen von den Fragen der Kinder aus und die Kinder bestimmen mit, was und wie sie lernen.
- wenn möglich auch im Gottesdienst als Anker und Vermittler*in da sein bzw. darauf schauen, dass jemand da ist, der diese Funktion erfüllen kann.
- Begleiter*innen der Kinder zu sein und sich für sie in der Pfarre einzusetzen, die Ministrant*innen in erster Linie als Kinder wahrzunehmen und erst in zweiter Linie als liturgische Funktionsträgerinnen.
- sich mit den Liturgie-Verantwortlichen und -Leitenden in der Pfarre zu vernetzen, sodass alle wissen, welche Aufgaben die Minis übernehmen, wie die Abläufe sind,… „Ortsfremde“ Priester sollen sich nach den gewohnten Abläufen vor Ort richten.
Infos für Ministrant*innen-Verantwortliche
Die Ministrant*innenpastoral ist ein Teil der Katholischen Jungschar, im Jungscharbüro gibt es eine*n Referent*in, die/der sich um die Anliegen der Minis und Miniverantwortlichen kümmert.
Kontakt:
Mag.a Michaela Druckenthaner
E michaela.druckenthaner@dioezese-linz.at
T 0732 7610 - 3340
Bei deiner diözesanen Kontaktstelle erfährst du alles rund um das Thema „Ministrieren“. Es gibt Weiterbildungsangebote für Ministrant*innen-Verantwortliche in den Pfarren, pädagogische Materialien für die Gruppenstundengestaltung und Veranstaltungsangebote, wie Wallfahrten etc.
Behelfe und Literatur:
- vollbunt.jungschar.at/ministrieren
- Katholische Jungschar Österreich (Hg.), Ministrieren. Heiliges Spiel um den Altar, Schriftenreihe der KJSÖ, Band 6.
- Katholische Jungschar Österreich (Hg.), Gott geht mit. Religiöse Gruppenarbeit, Schriftenreihe der KJSÖ, Band 4.
- Katholische Jungschar Österreich (Hg.), Gottes Dienst. Liturgie mit Kindern feiern, Schriftenreihe der KJSÖ, Band 7.
- Ministrieren lernen mit Johanna, Lucy, Markus und Matthias. Begleitheft für GruppenleiterInnen und Heft für Ministranten, Katholische Jungschar der Diözese Innsbruck 2016.
- Judith Werner/Philipp Seher, Grundkurs Ministranten. Das Ideenbuch. Katechesen, Spiele, Gebete, Leipzig 2012.
Ein Text von
Michaela Druckenthaner
Referentin für Erstkommunion, Kinderliturgie, Kinderpastoral, MinistrantInnen, Geistliche Assistentin
Februar 2022