Im Dschungel der Wahlversprechen
Eine Wahl zu treffen in einem Bereich, in dem man sich nicht auskennt, ist nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich. Jugendliche sind von der Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben und damit eine*n Kandidat*in oder eine Partei zu unterstützen, des Öfteren überfordert. Man will nicht unbedingt das wählen, was die Eltern wählen, man will auch nicht irgendwelchen Wahlplakaten glauben oder Filmchen, die einem als Werbung in die Timeline gespült werden. Man lässt sich auch nicht von kleinen Geschenken einwickeln, die man auf der Straße überreicht bekommt. Wie kann ich mir eine Meinung bilden? Woher bekomme ich als junger Mensch Antworten auf die Fragen, die mich beschäftigen?
Am 26. September 2021 haben wir in Oberösterreich wieder die Wahl. Viele junge Menschen sind zum ersten Mal wahlberechtigt (etwa 92.000, dazu kommen gut 100.000 weitere Wähler*innen unter 28 Jahren). Sie sollen und dürfen unter anderem die Besetzung des OÖ. Landtags mitbestimmen.
Um im Wahlkampf einen Überblick zu bekommen, hatte die Katholische Jugend OÖ gemeinsam mit der Landjugend OÖ und dem Bildungshaus Schloss Puchberg Vertreter*innen aller Parteien, die landesweit zur Landtagswahl antreten, eingeladen, sich am 15. September 2021 in Wels bei einer 2-stündigen Podiumsdiskussion den Fragen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu stellen und zu den Anliegen der jungen Menschen Auskunft zu geben.
Der Einladung gefolgt sind:
- Klubobmann Bgm. Dr. Christian Dörfel (ÖVP)
- LH-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner (FPÖ)
- Landesrätin Birgit Gerstorfer, MBA (SPÖ)
- Landesrat Stefan Kaineder (Die Grünen)
- Manuel Krautgartner (MFG)
- David Packer, BSc (Bestes OÖ)
Die Veranstaltung fand live vor etwa 80 überwiegend jugendlichen Gästen im Bildungshaus Schloss Puchberg statt, über 340 junge Menschen erreichte die Veranstaltung im Online-Stream. Ihre Fragen konnten die Jugendlichen bereits bei der Anmeldung angeben, einige wurden auch über eine Online-Umfrage während der Veranstaltung gestellt und von Moderator Florian Sturm (Loop3) in die Diskussionsrunde eingebracht.
Welche Themen und Fragen kamen u.a. zur Sprache?
Wofür stehen die Parteien eigentlich?
Welche für Jugendliche entscheidende Maßnahme würden Sie sofort umsetzen, wenn Ihre Partei den Landeshauptmann/die Landeshauptfrau stellen würde?
Was unternimmt die Politik, um das Leben auf dem Land, die Landwirtschaft als Existenzgrundlage attraktiv zu erhalten, was wird für klimafreundliche Mobilität auf dem Land überlegt?
Was sind die Ideen gegen Jugendarbeitslosigkeit?
Wie kommen wir (bezugnehmend auf Corona) gut über den Winter?
Wie wird dem Pflegenotstand begegnet?
Das Format der Veranstaltung ließ alle Teilnehmer*innen gleichermaßen zu Wort kommen, bei manchen Fragen wurde eine beschränkte Redezeit vorgegeben, das übliche parteipolitische Geplänkel gegeneinander blieb weitestgehend außen vor. Allen schien bewusst, dass es hier um eine Zielgruppe ging, die man sonst so kaum erreicht.
Die hinterher befragten Jugendlichen meinten:
„Es ist cool, dass Katholische Jugend und Landjugend so etwas organisiert haben, auch dass es gestreamt wurde und nicht jede*r nach Wels kommen musste, um dabei zu sein. Schade, dass ein paar brennende Themen nicht gekommen sind – zum Beispiel Gleichberechtigung.“
„Man hat nicht so oft die Chance, Politiker*innen live zu sehen. Man bekommt in der Schule zwar die Basics, aber dann wird nicht die Möglichkeit geboten, Fragen zu stellen und ein Gefühl dafür zu bekommen, wer am besten die Fragen beantworten kann, die wirklich uns Jugendliche betreffen.“
„Es war wirklich interessant. Auch dass die neuen Parteien dabei waren, von denen man noch nicht so viel gehört hat. Es hat aber trotzdem die Entscheidung nicht erleichtert.“
Was war die Intention der Veranstalter*innen für diesen Abend?
„Mit der Veranstaltung wollten wir ein niederschwelliges Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene setzen und ihnen eine Unterstützung bieten, sich eine politische Meinung zu bilden. Zudem möchten wir Werbung für die Wahl an sich machen und den Jugendlichen mitgeben: Informiere dich und gehe zur Wahl am 26. September, denn deine Stimme zählt!“ erklärt Elisabeth Riener von der Katholischen Jugend OÖ.
„Beide Organisationen sind nicht unparteilich, sondern überparteilich und unabhängig, aber wir interessieren uns für Politik und wir sind richtig stolz, dass wir in einer Demokratie leben. Uns ist es „wurscht“, wen unsere Mitglieder wählen, aber es ist uns wichtig, dass sie wählen“, sagte Theresa Neubauer von der Landjugend OÖ im Begrüßungsstatement.
Landtagspräsident Wolfgang Stanek: Wählen heißt Zukunft gestalten
Dinge, die selbstverständlich geworden sind, verlieren leicht an Wert, darauf wies Landtagspräsident Wolfgang Stanek in seiner Begrüßung hin. Dass wir in einem Land leben dürfen, in dem Demokratie funktioniert, ist ein glücklicher Zufall und nicht selbstverständlich. Jugendliche wollen und sollen die Zukunft mitgestalten. Dass allgemeine, freie, persönliche und geheime Wahlrecht ist ein grundlegendes Bürger*innenrecht dazu. Es ist wichtig, dass möglichst viele Wahlberechtigte von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Darauf weist auch das Land Oberösterreich mit ihrer Infokampagne www.land-oberoesterreich.gv.at/wahl2021 hin.
In einem extra für die Veranstaltung gedrehten Film erklärt der österreichische Verein PolEdu (www.poledu.at) den Oberösterreichischen Landtag.
Zur Nachschau ist der Mitschnitt der Veranstaltung weiterhin auf Youtube abrufbar.
Kontakt:
Katholische Jugend Oberösterreich
Elisabeth Riener, M.A.
T 0732 7610 – 3371
E elisabeth.riener@dioezese-linz.at